Wo eine Inkontinenzversorgung notwendig ist, sind Hautprobleme nicht weit. Experten in Forschung und Praxis sehen darin die wichtigste Langzeitkomplikation bei inkontinenten Personen. Beispielsweise wurden in der Junkin-Studie [1] bei 42,5 % aller Betroffenen irritative Hautveränderungen wie Rötungen, allergisch bedingte Reizungen oder auch eine inkontinenz-assoziierte Dermatitis (IAD) nachgewiesen. Die Charité in Berlin [2] geht davon aus, dass bei 7,0 % der Pflegeheimbewohner ein Hochrisiko für eine IAD besteht. Laut der Bliss-Studie [3] mussten 6,9 % der Betroffenen sogar ärztlich behandelt werden.
Solche Schädigungen der Haut bedeuten nicht nur eine schmerzhafte Belastung und einen Verlust an Lebensqualität für den Betroffenen, sondern können auch den Pflegeaufwand drastisch erhöhen. Wissenschaftler, Pflegende, Mediziner und auch Angehörige plädieren deshalb dafür, die Gesunderhaltung der Haut zum primären Ziel einer modernen Inkontinenzversorgung zu machen
Die Inkontinenzversorgung nimmt viel Zeit in Anspruch. Ihre Bedeutung wird allerdings häufig unterschätzt. Aufgrund der Rahmenbedingungen muss jedoch der einzelne Wechsel des Inkontinenzprodukts schnell gehen. Denn immer mehr Schwerstpflegebedürftige müssen von immer weniger Personal versorgt werden. Zeit, große Aufmerksamkeit auf die Hautbeobachtung zu legen, bleibt da nicht. Selten gibt es auch einheitliche Standards für diese Pflegetätigkeit. Das hat zur Folge, dass jede Pflegekraft auf ihre Erfahrungen und das eigene Verständnis von guter Pflege zurückgreift. Es ist leider immer noch gang und gäbe, dass es keine individuelle Versorgung gibt, die vom Hautbild abhängig ist. Dazu kommt, dass sich die Angehörigen einbringen wollen und auf ihr Laienwissen zurückgreifen. Wir beobachten auch häufig, dass der Wechsel nicht unter korrekten hygienischen Kriterien stattfindet und es dabei zu Keimverschleppung kommt.